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Beim CDU-Parteitag in Berlin wurde am Samstag die neue Führungsspitze gewählt. Mit dabei: Die designierte stellvertretende Generalsekretärin Christina Stumpp aus Waiblingen. Ein Interview.

SWR-Moderatorin Martina Klein: Frau Stumpp, Sie sind ganz frisch in den Bundestag gewählt worden. Deshalb haben Sie die Frage bestimmt schon öfter gehört: Warum hat Friedrich Merz gerade Sie ausgewählt?

Christina Stumpp: Ja, ich bin natürlich frisch gewählt im Deutschen Bundestag. Ich habe einen sehr engagierten Wahlkampf geführt und auch ein sehr gutes Erststimmenergebnis erzielt in meinem Wahlkreis Waiblingen. Ich hatte mich mit ihm über die Neuausrichtung unserer Partei unterhalten und wir hatten deckungsgleiche Ansätze, in welche Richtung es gehen sollte, und hatten uns auf Anhieb verstanden. Ich glaube, wir sind ein gutes Team, also mit Mario Czaja zusammen.

Wenn man sich die Riege der Generalsekretäre der CDU anschaut, dann sind außer Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer eigentlich immer nur die Männer ganz vorne gewesen. Sind Sie im „Team Friedrich Merz“ sozusagen das weibliche Feigenblatt bei der neuen CDU-Parteispitze?

Stumpp: Nein, so sehe ich mich überhaupt nicht. Sie haben ja gerade schon Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer genannt. Und mit Ursula von der Leyen haben wir sehr viele starke Frauen in der CDU. Es war mein eigener Wunsch, als stellvertretende Generalsekretärin auch ins Rennen zu gehen, da ich einen kleinen Sohn habe und der ist anderthalb Jahre alt. Ich möchte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch wirklich aktiv leben. Ich habe einen Wahlkreis Waiblingen, wo ich direkt gewählte Abgeordnete bin. Ich habe auch meinem Wahlkreis gegenüber Verpflichtungen. Ich muss präsent sein vor Ort und habe die Sitzungswochen in Berlin, wo ich dann auch noch Zeit im Konrad-Adenauer-Haus dranhänge. Deswegen ist es für mich die bessere Variante gewesen. Ich arbeite daran, dass in ein paar Jahren auch eine junge Mutter in meinem Alter natürlich auch Generalsekretärin werden kann.

Sie haben es gerade schon angesprochen: Ihr Sohn Maxi ist anderthalb Jahre alt. Wie oft sind Sie denn darauf angesprochen worden, wie das überhaupt zu vereinbaren ist oder ob Sie sich nicht als Rabenmutter fühlen?

Stumpp: Ich glaube, das kann jede berufstätige Frau nachvollziehen. Ich glaube, da muss jede Frau und jede Familie den richtigen Weg finden, wann man wieder berufstätig wird und wie man das Ganze vereinbart. Aber ich sage Ihnen – ob ich Bundestagsabgeordnete bin oder berufstätige Mutter: Ich glaube, da muss sich jede Frau das Gleiche anhören. Man wird oft darauf angesprochen.

Auch in der CDU?

Stumpp: Ich würde es nicht mal an der Partei festmachen. Das ist es einfach allgemeiner Natur. Auch viele Wähler haben mich darauf angesprochen und das ist auch verständlich. Das interessiert die Bevölkerung ja auch, wie das funktioniert. Man hat auch diese Pendelei zwischen Berlin und Waiblingen. Aber mir geht es da nicht anders als anderen berufstätigen Müttern. Das ist immer ein Spagat zwischen Familie und Beruf. Bislang funktioniert’s ganz gut.

Sie haben ja schon ihren Wahlkampf angesprochen im Wahlkreis Waiblingen. Da haben Sie erzählt, dass Sie mit Frauen ins Gespräch kommen wollten, die Sie für die CDU werben wollten. Dafür sind Sie auf Spielplätze gegangen. Warum nicht in Büros, Firmen oder auch Vorstandsetagen? Sind Spielplätze sozusagen der natürliche Lebensraum für Frauen nach der Vorstellung der CDU?

Stumpp: Also, das war einer meiner vielen Aktionen, die ich gemacht habe. Ich war natürlich auch in Unternehmen oder auf dem Marktplatz unterwegs. Ich habe versucht, die Leute überall da abzuholen, wo sich unsere Gesellschaft aufhält. Auf Spielplätzen hat man einfach auch Zeit, sich zu unterhalten, habe ich festgestellt – auch über Politik. Und die Frauen wissen ganz genau, wo der Schuh drückt und welche Themen die Politik angehen soll. Es war mir wichtig, auch da präsent zu sein, auf dem Spielplatz. Aber ich war genauso auch in Unternehmen und habe gefragt, wie das ablaufen soll mit der Frauenförderung, was sie da auch aktiv machen. Und ja, die Unternehmer sind schon ganz gut dabei.

So, jetzt der Sprung von Hegnach, wo Sie wohnen, nach Berlin. Sind Sie eigentlich schon in der Hauptstadt angekommen, so richtig mit Kopf und und Herz?

Stumpp: Also ich wurde im September in den Deutschen Bundestag gewählt und bin seit November von Friedrich Merz nominiert. Es waren intensive Wochen, sehr eng getaktet mit Terminen. Ich konnte Berlin noch gar nicht wirklich anschauen oder eine Tour machen, sondern ich renne eigentlich von Termin zu Termin und freue mich jetzt darauf, wenn am Samstag der Bundesparteitag rum ist und die Arbeit richtig losgeht, dass es dann auch zur Normalität wird. Und dann denke ich, dass ich im Frühjahr dann auch in Berlin angekommen bin.

Vielleicht haben Sie auch den rauen Wind schon ein bisschen mitbekommen, der da herrscht. Das „Handelsblatt“ schrieb von Christina Stumpp als ‚Bauerntochter aus dem schwäbischen Waiblingen‘. Man hat auch ihre Wohnungssuche im Berliner Regierungsviertel hämisch kommentiert. Sie suchten ein Schnäppchen, hieß es da. 60 Quadratmeter für 800 Euro kalt. Haben sie mittlerweile etwas gefunden, Frau Stumpp?

Stumpp: Also, ich bin junge Abgeordnete, junge Mutter und suche eine Wohnung in Berlin. Da teile ich, glaube ich, das Schicksal vieler Leute, die neu nach Berlin ziehen. Aber ich denke, es gibt wirklich wichtigere Themen als meine Wohnungssuche.

Immerhin hat der Generalsekretär der SPD Ihnen Hilfe angeboten. Kevin Kühnert postete: ‚Durchhalten, Frau Stumpf. Bald lösen wir das Problem für Sie‘ und meinte damit die Mietpreisbremse. Könnten Sie nach Ihren Erfahrungen mit dem Berliner Wohnungsmarkt einer Preisbremse zustimmen?

Stumpp: Ich hab mich sehr gewundert, dass Kevin Kühnert mit der Suche helfen möchte. Schlussendlich war in den letzten 15 Jahren vor allem die SPD für die Wohnungspolitik in Berlin verantwortlich. Das Dilemma, das wir jetzt in Berlin haben auf dem Wohnungsmarkt, ist vor allem der SPD zuzuschreiben. Also, ich habe einige Angebote erhalten, und bin gerade dabei, den Markt zu sondieren. Es gibt auch in der Preisklasse Wohnungen in Berlin.

 

Das Interview ist am 22.01.2022 bei SWR-Aktuell erschienen.

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