Mit der Verabschiedung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes im Juni letzten Jahres wollte die Ampel für mehr Transparenz in der Tierhaltung sorgen und bewusste Kaufentscheidungen erleichtern. Doch das agrarpolitische Stückwerk war von Beginn an zum Scheitern verurteilt – daran ändert auch die geplante Ausweitung durch die rot-grüne Minderheitsregierung nichts.
Das Gesetz gilt bislang nur für frisches Schweinefleisch und lässt die Aufzuchtbedingungen völlig außer Acht. Problematische Praktiken wie die betäubungslose Kastration im Ausland bleiben damit unberücksichtigt. Außerdem benachteiligt die Regelung inländische Landwirte, da importiertes Fleisch, das oft unter schlechteren Tierwohlstandards produziert wird, nicht gekennzeichnet werden muss.
Nach den Plänen der rot-grünen Minderheitsregierung soll die Tierhaltungskennzeichnung nun auf die Außer-Haus-Verpflegung und auf weitere Schweinefleischprodukte ausgeweitet werden. Als Union lehnen wir diese Erweiterung klar ab, da sie ein weiteres bürokratisches Monster für die Gastronomie schaffen würde.
Das geringe Kundeninteresse steht in keinem Verhältnis zum enormen Aufwand, den Gastronomen betreiben müssten. Eine solche Kennzeichnung ist schlicht nicht praktikabel: Gastronomen und ihre Lieferanten beziehen Schweinefleisch nicht immer von derselben Quelle oder Haltungsform. Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit sind oft entscheidender als die Herkunft. Hinzu kommt, dass sich Rezepturen und die Zusammensetzung von Gerichten häufig ändern. Jede marktbedingte Abweichung beim Schweinefleisch würde bedeuten, dass Speisekarten, Schilder und Webseiten laufend angepasst werden müssten – ein Aufwand, der weder den Betrieben noch den Verbrauchern gerecht wird.
Mit diesen realitätsfernen Plänen zeigt Noch-Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir erneut, dass ihm die praktischen Herausforderungen unserer Landwirte und Gastronomen egal sind.